VR Journalismus

VR Journalismus
31 Okt, 2018

Dank der modernen VR-Technik hat der „Immersive Journalism“ nun das perfekte Medium gefunden um Menschen einen noch persönlicheren Eindruck zu vermitteln als es mit Bildern und Texten möglich ist. In diesem Beitrag sehen wir uns an wie Journalisten Geschichten dank VR erlebbar machen und Journalismus damit an Subjektivität gewinnen kann. Möchten uns aber auch mit den journalistischen Gefahren hinter dem Einsatz von Virtual Reality auseinandersetzen.

 

Die perfekte Empathie-Maschine?

Mittels VR ergeben sich für Medienproduzenten neue Möglichkeiten Zuseher noch eindrücklicher ihre Berichterstattungen zu liefern. US-Experte Robert Hernandez spricht von VR als ultimative Empathie-Maschine. Während der Berichterstattung schlüpft man in die Haut eines anderen und besucht Orte, wie beispielsweise Kriegsschauplätze, an denen die meisten Menschen selbst nicht physisch anwesend sein wollen (vgl. derStandard, 2016).

Nonny de la Peña, einer der bekanntesten VR Publizistinnen, will beispielsweise mit ihrem „Project Syria“ erlebbar machen, wie es sich anfühlt sich in einem Flüchtlingscamp in Syrien aufzuhalten. Szenen werden laut de la Peña so nachgestellt wie sie sich wirklich ereignet haben. Im nachfolgenden Video erklärt die Macherin die Hintergründe des „Project Syria“ und man bekommt einen Eindruck wie Menschen auf das virtuelle Erlebnis reagieren (vgl. upload-magazine.de, 2016).


(de la Peña, 2014)

Das folgende Demo-Video gibt einen Einblick in das Projekt:


(USC School of Cinematic Arts, 2014)

Die Vereinten Nationen haben ebenfalls den VR-Film „Clouds over Sidra“ in Auftrag gegeben in dem ein junges syrisches Flüchtlingsmädchen begleitet wird.

 

Digitalisierter Protest und Aufklärung

Die Schüsse der Polizei die Michael Brown in Ferguson getötet haben führen zu Protestwellen in den ganzen USA. Um die Proteste erlebbar zu machen sowie Erklärungsarbeit zu leisten wurden verschiedene VR Projekte ins Leben gerufen.

Zusammen mit Vice News hat Regisseur Chris Milk und dem Filmmacher Spike Jonze den „Millions March“ umgesetzt. In der Reportage ist man hautnahe bei den Protesten in New York City. Es ist mehr als eine Dokumentation über den Protest. Es ist der Protest digitalisiert. Der Nutzer kann sich zwar frei umsehen, jedoch nicht frei bewegen und auch nicht in die Ereignisse eingreifen. (vgl. upload-magazine.de, 2016).


(Within, 2015)

Mittels Ferguson VR verfolgt man das Ziel Informationen rund um das Geschehen in Ferguson zu rekonstruieren und bediente sich dabei an unterschiedlichen Materialen. Von Fotos vom Ort des Vorfalls bis hin zu nachgestellten Szenen. Einen Einblick in dieses Projekt gibt das nachfolgende Video, dass in erster Linie für den Deskop-Rechner entwickelt wurde (vgl. upload-magazine.de, 2016).


(Empathetic Media, 2016)

Ein weiteres Beispiel einer VR-Reportage war die von RYOT News im August 2015 veröffentliche Reportage „Welcome to Aleppo“, die große mediale Beachtung fand. Der Betrachter wird bei der 360° Anwendungen mittels VR in die zerstörte syrische Stadt versetzt, wie im nachfolgenden YouTube Video zu sehen:


(RYOT, 2015, A)

Einige Monate zuvor wurde RYOT vor allem durch die 360°-Berichterstattung aus dem vom verehrenden Erbeben betroffenen Nepal im April 2015 bekannt. (vgl. bandara.ch, 2015).


(RYOT, 2015, B)

 

Vergangenes wird mit VR erlebbar gemacht

Die zehnminütige Dokumentation „Assent“ schickt den Zuseher zurück zum Militärputsch 1973 in Chile. Der Macher Socar Raby erzählt die Geschichte des Putsches anhand seines damals 22-jährigen Vaters. Aufgrund des Einsatzes von neuen VR-Werkzeugen und Techniken konnte das Projekt überzeugen, da man sich auf das Mitgefühl konzentriert und nicht auf statisches Daten.

Zu Beginn der Dokumentation kann man sich in der Welt noch bewegen. Zum dramatischen Höhenpunkt am Schluss, verliert man jedoch die Kontrolle, was die erzählerischen Möglichkeiten verändert.

Umgesetzt wurde die Dokumentation mittels Unity-Engine die normalerweise für die Spieleentwicklung eingesetzt wird. Das Ergebnis ist im folgenden Video zu sehen (vgl. upload-magazine.de, 2016).


(Raby, 2014)

 

Chancen von VR Journalismus

Der Vorteil von VR-Inhalten im Journalismus ist klar die Möglichkeit den Zuseher eine neue Perspektive auf Reportagen und Geschichten zu geben. Der Zuseher kann sich selbst ein Bild von dem Geschehen machen und ist damit nicht der Subjektivität des Reporters ausgeliefert. Bei klassischen Bild- und Videomedien bestimmt in erster Linie der gewählte Ausschnitt über den vermittelten Eindruck.  Weiters kann durch die „Mittendrin statt nur dabei“-Möglichkeit eine nähere und emotionalere Bindung an die Geschehnisse erfolgen (vgl. upload-magazine.de, 2016).

 

Gefahren von VR Journalismus

Neben den Chancen birgt VR im journalistischen Einsatz auch Gefahren. Eine Emotionalisierung lässt sich schließlich leicht missbrauchen und den Zuschauer nachhaltig beeinflussen. Erlebnisse können sich beim Informationsempfänger einprägen, obwohl sich nicht wahr sind. Werden beispielswiese Ereignisse mittels Computergrafiken nachgestellt, haben Journalisten eine noch weitaus höhere Verantwortung wie schon ohnehin. Weiters muss abgewägt werden wann es ratsam ist das VR-Medium einzusetzen. Es kann sonst zum Überdruss für die Zuschauer werden und letztlich sogar zu einer Abstumpfung kommen. Dieser Effekt wird bereits heute in den Medien beobachtet. (vgl. upload-magazine.de, 2016).

 

Fazit

Die VR-Pioniere im Journalismus wie beispielsweise Nonny de la Peña haben uns mit ihren Projekten gezeigt welche neuen Möglichkeiten die virtuelle Realität bietet den Zuseher einen noch persönlicheren Eindruck von Geschehnissen zu geben und somit die Subjektivität steigern. Journalisten müssen nun mit viel Verantwortung entscheiden welche Inhalte in VR zur Verfügung gestellt werden um nicht Gefahr zu laufen statt einer Emotionalisierung eine Abstumpfung zu erreichen.

 

Quellen

Bandara VR GmbH (2015): „Virtual Reality im Journalismus“ URL: https://www.bandara.ch/blog/virtual-reality-im-journalismus [Stand: 19.11.2017]

STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H (2016): „Empathie-Maschine: Die virtuelle Realität des Journalismus“ URL: http://derstandard.at/2000045252223/Empathie-Maschine-Die-virtuelle-Realitaet-des-Journalismus [Stand: 19.11.2017]

Tißler, Jan (2015): „Über 20 Beispiele für das Potenzial von Virtual Reality – jenseits von Spielen“ URL: https://upload-magazin.de/blog/10600-ueber-20-beispiele-fuer-das-potenzial-von-virtual-reality-jenseits-von-spielen/ [Stand: 19.11.2017]

 

Videoquellen

Empathetic Media (2016): „Ferguson Firsthand VR: Explore the Canfield Greeen Apartments Scene! URL: https://www.youtube.com/watch?v=u8G77xjB_xY [Stand: 19.11.2017]

de la Peña, Nonny (2014): „Project Syria: An Immersive Journalism Experience“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=jN_nbHnHDi4  [Stand: 19.11.2017]

Raby, Oscar (2015): „Assent – Trailer“ URL: https://vimeo.com/89607805 [Stand: 19.11.2017]

RYOT (2015)

A: „First Ever War Zone in 360° Virtual Reality – Welcome to Aleppo“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=Nxxb_7wzvJI [Stand: 19.11.2017]

B: „The Nepal Earthquake Aftermath in 360° Virtual Reality – Nepal Quake Project – RYOT VR“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=5tasUGQ1898 [Stand: 19.11.2017]

USC School of Cinematic Arts (2014): „Project Syria Demo“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=HtZrSb84JPE [Stand: 19.11.2017]

Within Arts (2015): „VICE NEWS VR : Millions March NYC 12.13.14“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=N9cZRfp6mOA  [Stand: 19.11.2017]

«
»

Hinterlasse ein Kommentar:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.