Aktuelle VR-Entwicklungen aus Österreich

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Mit der Beitragskategorie VR-Insiders haben wir euch spannende Reportagen und exklusive Einblicke in die VR-Szene versprochen. Blogger Richard hat sich als VR-Trooper auf ein Treffen des VR Vienna-Kollektivs begeben und interessante VR-Entwickler aus Österreich getroffen.

Aktuelle VR-Entwicklungen aus Österreich

Unter dem Motto „VR from Austria“ wurde am 20. November im VR Cafe VREI in der Wiener Lindengasse eine Netzwerkveranstaltung abgehalten, bei der zahlreiche VR-Schaffende aus Österreich ihre Werke, Produkte und Dienstleistungen präsentieren konnten. Gastgeberin Gabrielle Chihan Sanley betonte dabei besonders, dass ihr Antrieb vor allem auf der Tatsache fuße, dass Europa im Moment der am raschesten wachsende VR-Markt ist und es darum ginge, dabei nun für Österreich eine führende Position herauszuarbeiten.

Sie bezieht sich dabei auf einen Fachartikel, in dem der Mitbegründer von EUVR, Juan Bossicard, explizit auf das Potential Europas auf Grund seiner Kreativität, seiner Talente und des kulturellen Erbes eine führende Region in den Bereichen Gaming und B2B-Anwendungen zu werden, hinweist. So gibt es derzeit schon beinahe 500 Firmen, die in den verschiedensten Bereichen von VR tätig sind, die stetig mehr werden. Und immer mehr Österreicher mischen dabei kräftig mit! (vgl. Amir-Esmaeil Bozorgzadeh, 2017)

Blick aufs VREI

Blick von außen: die Österreichische VR-Landschaft birgt extrem viel Potential

360° Musik Video

In Zusammenarbeit zwischen dem Filmemacher Marc Wolf und dem 360° Media-Consultant Nils Behrendt konnte erstmals in Österreich ein Musikvideo mit 360°-Technologie gedreht werden. Das für den Auftraggeber – die Wiener Instrumental Heavy Rock Band „Mothers of the Land“- erstellte Video soll dem Betrachter das Ausloten völlig neuer Perspektiven ermöglichen und den Song „Nightwalk Blues“ in einem (bzw. vielen) neuen, einzigartigen Blickwinkel erscheinen lassen. Während man beim VR Vienna-Treffen schon erste Einblicke in die Ergebnisse der Dreharbeiten ergattern konnte, bleibt der Öffentlichkeit der Zugang zu dieser neuen Herangehensweise an das Genre Musikvideo bis zur Veröffentlichung desselben noch verwehrt.

Ultraleichtes Standalone-Headset mit langer Akkulaufzeit

Neue Maßstäbe setzt das Startup Exchimp mit einem federleichten Headset für mobile VR-Anwendungen, bei dem der größte Nachteil einer herkömmlichen VR-Brille – die komplette Systemtechnik muss am Kopf getragen werden – aufgelöst wird. So verfügt dieses – nach eigenen Angaben – weltbeste all-in-one VR-Headset über einen externen, mittels Kabel verbundenen Controller, der alle schweren Komponenten enthält und eine einfache Steuerung der Apps und Games ermöglicht. Außerdem besticht das Produkt mit einer extralangen Laufzeit von drei Stunden und mehr und bietet mit dem integrierten 5,5“ QHD-Display eine nie dagewesene Pixeldichte, die scharfe Bilder und lebensechte VR-Erlebnisse ermöglicht.
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Foto: ExChimp/Sunnybag

Virtuelle Fortbewegung für Forschung, Training und Entertainment

Als Weltmarktführer im Bereich virtueller Fortbewegung kann das Wiener Unternehmen Cyberith eingestuft werden. Mit dem Ziel, sich in der virtuellen Welt mit dem ganzen Körper bewegen zu können, haben sie den Virtualizer entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Art „Laufband“, dass das realitätsnahe, verzögerungsfreie und sichere Gehen und Laufen in VR-Simulationen und Spielen ermöglicht. Diese Technologie ist auch unter dem Namen „Omnidirectional Treadmill“ bekannt und bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.
So bedienen sich beispielsweise Forscher und Entwickler sehr gerne diese Plattform, um darauf ihre individuellen VR-Projekte unbeschränkt realisieren zu können. Im Unterhaltungsbereich können Single- und Multiuser-VR-Games in Genres wie Abenteuer, Horror oder Egoshooter lebensnah gespielt werden. Derartige Angebote finden immer mehr Zuspruch in Einkaufszentren, Themenparks und Lasertag-Hallen. Im Trainingsbereich lassen sich durch die Technologie Einsätze und kritische Szenarien für Rettung, Feuerwehr und Polizei kostengünstig und sicher üben. Auch im Industrie- und Fertigungsbereich können so Prozesse simuliert und optimiert werden.

Architektur- und Produktvisualisierung made in Austria

Auf die Visualisierung von Projekten im Bau- und Immobilienbereich haben sich Bildraum mit Büros in Wien und Graz spezialisiert. Sie bieten ihren Kunden ab der Entwurfsphase ihrer Bauvorhaben das volle Spektrum der Visualisierung von 3D-Modellierungen bis zu fotorealen High-End Visualisierungen. So können Bauobjekte vor Fertigstellung mittels interaktiver VR-Präsentation virtuell begangen werden und Details der Inneneinrichtung und –ausgestaltung auf Knopfdruck verändert werden. So kann der Benutzer beispielsweise spezifische Materialen, Einrichtung und sogar die Position der Sonne während seines virtuellen Hausrundganges beliebig auswählen.

Ein anonymer User bei der virtuellen Begehung einer Immobilie

Lokales Multi Player-VR-Game

Mit „Golitah VR“ wollte ein Student der Medientechnik im Rahmen seiner Masterarbeit die Bedeutung von Körperpräsenz in Virtual Realities ausloten und herausfinden, inwiefern diese für das Spielgeschehen und die Immersion bedeutsam sein kann. Das Resultat – ein lokales Multiplayer VR-Spiel – bietet dem Spieler die Möglichkeit, den Körper des anderen Spielers als Erweiterung des Levels zu benutzen. Diese im ersten Augenblick verwirrend klingende Option kann anhand der Aufgabenstellung des Spiels gut nachvollzogen werden: Goliath und David sind beide in einer Lavahöhle gefangen und müssen zusammenarbeiten, um entkommen zu können. Daher muss Goliath seinen Körper als Brücke und Plattform zu Verfügung stellen, auf der David sicher zu den Schlüsseln gelangen kann, mit denen er das Tor zur Freiheit öffnen kann.

Quelle: https://youtu.be/Kp6iRvO2jIM

Interaktive Erfahrungen aus dem Blickwinkel eines anderen Menschens

Mit Hilfe einer VR-Erfahrung, gefilmt mittels 360° Technologie will das Kollektiv „Junge Römer“ das Publikum in die Gedanken- und Erlebniswelt von vier Flüchtlinge versetzen, die ihre Heimat verlassen mussten und nun in Wien leben. Das Projekt „Escape Velocity“ soll dem Publikum Einblick in die Fluchtgeschichten von vier Individuen, die jeweils drei bis fünf Minuten dauern, verschaffen. Am Beginn der Episode steht der Betrachter vor dem Spiegel, wobei sich das Spiegelbild in eine der vier Personen verwandelt und sich synchron zu den Bewegungen des Betrachters zu bewegen beginnt. Mittels dieser Metamorphose wird der Nutzer in die Rolle einer anderen Person transferiert und kann die Geschichte aus deren Perspektive im Stil einer Dokumentation erleben. Das Projekt soll in Form einer App im Frühjahr 2018 erscheinen und mittels VR-Brillen wie Oculus Rift oder dem Samsung Gear VR erfahrbar sein.


Alle Entwickler der ersten „VR from Austria!“ Veranstaltung im VREI auf einen Blick

Fazit

Obwohl ich mich nun schon ein Jahr mit dem Thema VR auseinandersetze, war diese Veranstaltung für mich ein absolutes Schlüsselerlebnis. Auch wenn ich bisher schon viel über VR gelesen, gehört und recherchiert habe, war mir nicht klar, wie nah und greifbar die Community der Österreichischen VR Entwickler ist und wie intensiv diese mit aktuellen Erfindungen und Projekten die Entstehung und Weiterentwicklung dieser Technologie mitgestalten. Ich bin schwer beeindruckt, wie hier mitten in Österreich VR-Geschichte geschrieben wird und sehr dankbar für diesen Einblick. Nachdem die Veranstaltung mit dem Zusatz „Part 1“ betitelt wurde, darf davon ausgegangen werden, dass auch noch ein zweiter Teil folgt. Ich bin jedenfalls schon sehr neugierig auf weitere VR-Innovationen aus meiner Heimat und werde mir diese keinesfalls entgehen lassen.

Quellen

Amir-Esmaeil Bozorgzadeh (2017): „Europe’s VR landscape continues to grow rapidly despite market slowdown“
URL: https://techcrunch.com/2017/08/29/europes-vr-landscape-continues-to-grow-rapidly-despite-market-slowdown/ [Stand 21.11.2017]

Videoquelle

Wolfgang Tschauko (2017)
URL: http://goliathvr.com/ [Stand 21.11.2017]

 

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